6. Mai 2015

Frankreich macht die drei Affen

Photo : AFP / Pascal Guyot

Wie weit sind wir schon gekommen, in Frankreich, mit Heuchelei und Denunziation! Der mit Unterstützung des Front National in Béziers gewählte Bürgermeister Robert Ménard will wissen, wie viele Muslime in den Schulen der Stadt unterrichtet werden.

Update. Der Kommentar eines in den USA lebenden Deutschen
Update 2. Alles durchwühlt, nichts gefunden.

Das halten er und seine Behörde für wichtig, nicht aber die herrschenden Politiker und Medien Frankreichs, vom Front National liebevoll UMPS genannt, demnächst, nach Umbenennung der UMP in Les Républicains vielleicht Les RéPSpublicains oder kurz Les RéPS. Vorschläge sind willkommen!

Robert Ménard zählt die Vornamen der Schüler durch und kommt auf 64,6%. Das macht er in einem Interview der Sendung "Mots croisés", auf France 2, am 4. Mai 2015, bekannt, und nun bricht eine Kampagne los. Sie tobt bis in die Pariser Zentralregierung, er habe widerrechtlich Listen mit religiöser Zugehörigkeit angelegt, dabei ist das gar nicht nötig, ein Blick und Durchzählen genügen.


Der ehemalige Präfekt des Languedoc-Roussillon Pierre de Bousquet de Florian und die Rektorin der Akademie von Montpellier Armande Le Pellec sehen sich in der Pflicht, Anzeige zu erstatten. Zur Erinnerung: Präfekten sind die Neben- oder Überregierungen in Frankreich, meist vom Innenminister in den Regionen eingesetzte Militärs, kurz vor der Pensionierung. Sie sind es letztlich, die in den Regionen bestimmen, nicht die demokratisch gewählten Abgeordneten und die Regierung.

Der Staatsanwalt von Beziers Yvon Calvet eröffnet eine Voruntersuchung. Der Mann scheint viel Zeit zu haben, es ist ja sonst nichts los hier in der Gegend. L'Indépendant beweist es täglich auf seiner Aktualitätenseite. Auch dort bedarf es keiner eigenen Listen, da werden die Taten von Muslimen deutlich durch Weglassen der Namen der Täter und, wenn es sich nicht um Muslime handelt, ausführlicher Nennung derer der Opfer, möglichst mit Foto vom Tatort, vom Haus des Opfers samt Straßenschild. Sind Muslime auch Opfer, wird allenfalls der Vorname genannt: Moussa.


Die Erziehungsministerin Najat Vallaud-Belkacem, französischer und marokkanischer Staatsangehörigkeit und an Vorname und Kopftuch als Muslimin zu erkennen, ist empört. Sie hatte das Volk nicht über die fortschreitende Islamisierung des Landes aufzuklären gedacht. Sie veröffentlicht eine Erklärung und wartet eine Untersuchung des Falles nicht erst ab. Exekutive und Judikative ist alles eines in Frankreich, die Legislative verbirgt sich derweil unter dem Muff von Tausend Jahren.

Die Heuchelei in Frankreich strebt einem Zwischenhoch zu.

Niemanden interessieren die Folgen der ungebremsten Zuwanderung, als da, von der angestiegenen Kriminalität abgesehen, wären: das Abhängen von Kreuzen, die Abschaffung von Weihnachtsmärkten, Halal-Essen, für Muslime und (noch) Nicht-Muslime, der Unreinheit letzterer wegen getrennte Toiletten in den Schulen, Änderung der Lehrinhalte, um die Muslime nicht zu beleidigen, Schluß mit der Geschichte des christlichen Mittelalters, keine Lehre über die Zeit der Aufklärung, aber Aufklärung über Sexualpraktiken diverser Art schon im Kindergarten, was die Muslime wahrscheinlich weniger goutieren, aber da müssen sie halt durch, Abschaffung von Deutsch, Latein und Griechisch als Lehrfächer mit der durchscheinenden Absicht, demnächst Arabisch als zweite Sprache einzuführen.

Unwichtig ist es auch, daß in Perpignan der damalige Bürgermeister Jean-Paul Alduy (UMP-UDI) einst Auskunft geben mußte über die Zusammensetzung seiner 2 500 (!) öffentlichen Bediensteten. Darunter seien "nur" 80 Zigeuner und 200 Muslime. So zu lesen im Indépendant, vom 23. Juni 2005. Da gab es keinen Aufschrei, das galt als Aufforderung, noch mehr Muslime einzustellen.


Staatspräsident François Hollande ist außer sich, die Handlungen Robert Ménards stünden "allen Werten der Republik entgegen". Er werde Sanktionen gegen Robert Ménard einleiten.


Die Erklärung gibt er ab in Saudi-Arabien. Dieser Präsident hält sich an keine Regel der Republik, in diesem Fall nicht an diejenige, die es verbietet, im Ausland zu innenpolitischen Problemen Stellung zu beziehen. Aber vielleicht betrachtet der Präsident Frankreich ja als Teil der islamischen Ummah?

Mit Sanktionen kennt er sich aus. Stichwort: Verweigerung der Lieferung zweier bereits von Rußland bezahlter Kriegsschiffe.

Die Hatz auf Robert Ménard dauert schon eine Weile. Es gibt immer wieder neue Anlässe. Wann können sie ihn endlich zur Strecke bringen, den "Fasciste sans frontières"? So nennen ihn einige seiner früheren Funktion als Präsident von Reporters sans Frontières wegen.

Dem Front National wird die Kampagne jedenfalls weiter Zulauf bringen.

Update

Wenn in den USA beim zehnjährigen Zensus nach der "Rasse" des oder der Gezählten gefragt wird, finden das alle völlig normal. Als ich den City-Manager darauf aufmerksam machte, dass es eigentlich nur eine menschliche Rasse gäbe, war er total überfordert, darauf sinnvoll einzugehen. Wenn ich in Deutschland vom Finanzamt als evangelisch eingestuft werde, obwohl ich nicht mal getauft bin, muss ich extra zum Amtsgericht laufen, um das richtig stellen zu lassen. Die spinnen, die Franzosen. Vielleicht sollten sie Voltaire nachträglich ausbürgern ...

Update 2
Photo : AFP / Pascal Guyot

Die französischen Behörden sind nur noch lächerlich. Sie durchsuchen die Bürgermeisterei nach Statistiken über den Anteil der Muslime in Schulen, finden nichts, auch nichts, was etwa eben gelöscht worden wäre, sie führen den Bürgermeister Robert Ménard ab und verhören ihn, und dann kommt langsam heraus, daß es nicht einmal verboten ist, solche Statistiken zu erstellen.

"Ethnische Statistiken tragen keine Namen, sie bedürfen nur der Anzahl," führt der Cran [Repräsentativrat der Vereinigungen der Schwarzen] im einzelnen aus. "Ethnische Dateien sind verboten, das ist normal, aber ethnische Statistiken sind gestattet, wenn sie auch selten angewendet werden, was schade ist." So zu lesen im Artikel von Stéphane Kovacs, Le Figaro, 7 mai 2015, p. 10, unter dem Titel Statistiques ethniques : l'affaire Ménard réveille le débat.

Es ist ganz selbstverständlich für die Redaktion, daß das nicht eine Angelegenheit, eine Affäre des Staates, seiner Regierung und seiner Medien ist, sondern eine des Bürgermeisters.

"Les statistiques ethniques ne comportent pas de nom, elles n'ont besoin que de nombres, détaille le Cran [Conseil représentatif des associations noires]. Les fichieres ethniques sont interdits, qui est normal, les statistiques ethniques sont autorisées, quoique peu utilisées, ce qui est dommage."

Nun weiß man nicht, was schade ist, daß sie erlaubt sind, oder daß sie nur selten angewendet werden. Tatsächlich hat der Präsident des Cran Patrick Lozès, im Jahr 2009, erklärt: "Man muß über die Wirklichkeit Bescheid wissen, damit sich die Dinge ändern können."

Man erfährt, daß der heutige Premierminister Manuel Valls, im Jahr 2009, als Abgeordneter der Nationalversammlung, für die Auswertung ethnischer Statistiken war, nun aber, weil es anscheinend nicht mehr zur Gewinnung muslimischer Wählerstimmen paßt, seine Meinung geändert hat. So steht es im für Abonnenten zugänglichen Artikel des Figaro und in Valeurs actuelles, am 6. Mai 2015: Quand Manuel Valls était favorable aux statistiques ethniques.

Heute erklärt er auf Twitter: "Schande über den Bürgermeister von Béziers,  Die Republik macht KEINEN Unterschied unter den Schülern."

Schlimm ist es nicht, wenn man unter einer Regierung lebt, deren politische Einschätzungen man nicht teilt, aber unerträglich ist es, wenn deren Äußerungen und Handlungen derartig jenseits sind, daß man nur noch schamrot werden kann. Fremdschämen ist das Ende jeder Achtung.