11. März 2015

Qualitätsjournalismus europaweit

Javier Moreno, rechts vorn; Dr. Marius Schneider, rechts dahinter

Der Wirtschaftsteil des Figaro bringt auf der ersten Seite meist spannende Nachrichten über die Verschuldung Frankreichs und die Geduld Deutschlands, neuerdings auch über den Pleitekonzern AREVA. Bedarf, mehr zu lesen, ist selten. Heute aber fällt gleich die letzte Seite auf, wo von einer eben gegründeten Leading European Newspaper Alliance gehandelt wird, von der LENA.

Seit einem Jahr verhandeln DIE WELT, Deutschland, El País, Spanien, La Repubblica, Italien, Le Soir, Belgien, Tages-Anzeiger / La Tribune de Genève, Schweiz, und Le Figaro, Frankreich, über die Bündelung ihrer Kompetenzen zur Förderung des Qualitätsjournalismus in Europa , wie sie selbst mitteilen. Sie rühmten einen Qualitätsjournalismus, meint Alexandre Debouté, im Figaro.

Die Verleger, deutscherseits vertreten durch Dr. Marius Schneider, aus der WELT-Chefredaktion, haben Javier Moreno zum Koordinator des Verbundes ernannt, den ehemaligen Chefredakteur von El País, 2006 bis 2014.  Das Blatt, vom linken Nouvel Observateur als "linke Mitte" eingestuft, steht dem Partido Socialista Obrero Español (PSOE) nahe. Ihr diesbezügliches Wirken im Rahmen der Islamisierung Spaniens kann man im Artikel Die Zeitung "El País" interviewt den Konvertiten Mansur Abdussalam Escudero beispielhaft nachlesen. Interviewpartner ist Juan González Bedoya. Der ehemalige Senator des PSOE und heutige Anführer der Izquierda Unida de Cantabria (Hauptstadt Santander) ist Leiter der Abteilung Religionsinformation bei El País und arbeitet in der Zeitung von ihren Anfängen an.

Javier Moreno ist seit 2014 tätig in der Koordinierung und der Verbreitung aller informativen Inhalte von PRISA, Amerika und Spanien betreffend.

La Promotora de Informaciones, S.A (PRISA) ist der Medienkonzern in Spanien, der die Meinung bestimmt. Zur PRISA gehört El País. Periódico Global. Die Gesellschaft hieße besser Promotores de Opinión. Kritiker der Islampolitik der spanischen Regierung haben keine Chance. Es lächelt uns aus allen Medien lieb das Baby Face José Luis Zapatero an, und der ehemalige Ministerpräsident Felipe González ist nun als dessen Emissär im Iran unterwegs, kann man im Artikel Die Alianza de (Civilizaciones) Terroristas in Aktion, vom 4. September 2006, nachlesen. Statt dieser beiden zwinkert nun Ministerpräsident Mariano Rajoy dem PSOE zu und findet die von José Luis Zapatero gegen Israel unterstützten Institutionen erhaltens- und förderungswürdig. Neben der Allianz der Zivilisationen sind das die Mittelmeerunion alias Eurabia, das König Abdullah Zentrum für interkulturellen und interreligiösen Dialog, Wien, die Anna Lindh Stiftung und andere Initiativen im Mittelmeerraum.

Der Markt rechnet damit, das PRISA nach fünf Verlustjahren, 1 542 Millionen Euro allein 2014, wieder Gewinne macht, schreibt Juan Antonio Montoya, in El Economista, am 25. Februar 2015.

Wer denkt also bei LENA nicht sofort an die Einbrüche der Auflagen der Zeitungen, und wer meint dann nicht, das diene dem Personalabbau? Rationalisiere, effektiviere! Aber LENA will "ein Personal-Austauschprogramm" entwickeln. Auch sollen der gemeinsame Investigativjournalismus gepflegt und ein Pool von journalistischen Recherchen und Beiträgen eingerichtet werden, besonders für europaweite Themen, Stichwort: Lampedusa.

Photo : Bruno Dalimonte/Le Soir

Die Qualitätsjournalisten, von der WELT ist das Marius Schneider (vorn, in der Mitte), verstehen sich nicht als Nachrichtenübermittler, sondern sie arbeiten als Meinungsmacher, für europaweite öffentliche Meinungsbildung. Javier Moreno hofft, daß die LENA in geeigneter Weise beitragen könne zur "Entstehung einer öffentlichen Meinung in Europa".

Deutlicher kann er nicht ausdrücken, wozu der Verbund neben technischen und finanziellen Einsparungen dienen soll: zur Schaffung einer euopäischen Einheitsmeinung. Le Figaro stellt dazu mit dem Stellvertetenden Chefredakteur Philippe Gélie den passenden Verbindungsmann bereit. Er ist in der Redaktion zuständig für Internationales.

Wer erinnert sich noch an die Wahlkampagnen des Figaro zu den US-Präsidentschaftswahlen 2008? Wer erinnert sich der Artikel, von denen man die meisten schon zwei Jahre später auf der Website des Figaro vergeblich sucht, sie sind vor Scham verkohlt und in den Orkus versunken. Die Autoren sind u.a. Philippe Gélie und Jean-Louis Turlin, damals Washington- und New York-Korrespondenten. Der Figaro schaltet eine eigene Rubrik für Jonathan Mann von CNN, es rollt eine Märchen- und Adorationskampagne über den Messias, und Haß und Todeswünsche werden über seinen Konkurrenten John McCain ausgekübelt, Geld spielt dabei keine Rolle.

Demnächst wird europaweit gekübelt.