5. Februar 2015

Otto von Bismarck über Kriegstreiber, Lügenpresse und andere Phantasten



Ich habe einen Lieblingsgedanken in Bezug auf den Friedens-
schluß. Das ist, ein internationales Gericht niederzusetzen, das die
aburteilen soll, die zum Kriege gehetzt haben — Zeitungsschreiber,
Deputierte, Senatoren, Minister.
Busch, Tagebuchblätter (14. 10. 70)

.... er lügt wie gedruckt; es wird vielleicht auch dahin
kommen zu sagen: er lügt wie telegraphiert, denn gegen den
Mißbrauch, der mit diesem Beförderungsmittel getrieben wird,
sind bisher die wenigsten Leute noch auf der Hut; sie denken
nicht an den Reichtum von Geldmitteln, der es jemandem möglich
macht, zum Telegraphieren aller in drei bis vier Sprachen über-
setzten Tendenzlügen in verschiedenen Weltstädten Lektoren zu
bezahlen, die nur damit beschäftigt sind, Zeitungen durchzulesen
und zu sehen, ob sich eine Alarmnachricht findet; findet er keine,
so hat er sie zu machen und telegraphiert sie nun als aufregendes
Symptom an verschiedene ausländische Blätter.
Herrenhaus 13. 2. 69

.... Er (der Korrespondent) soll in all’ seinen Berichten
etwas Neues schreiben, wichtige Nachrichten, und geschieht das
nicht, so hält ihn seine Redaktion entweder für nachlässig und
zu bequem, um sich ordentlich umzusehen in seinem Revier,
oder sie denkt, er hat keine guten Verbindungen. Da setzt er
sich dann hin und berät sich mit seiner Phantasie oder er macht
sich an auswärtige Gesandtschaften, die ihn natürlich gern mit
Nachrichten versehen, welche ihren Zwecken entsprechen.
Poschinger, »Bismarck und die Parlamentarier« (11. 12. 75)


Die Fackel, XVI. Jahrgang, Nr. 405, 23. Februar 1915, S. 8. Herausgegeben von Karl Kraus