29. September 2012

Israel. Associated Press, ar-Reuters, Le Figaro und Bibis Rede


Am Donnerstag, den 27. September 2012, hält Premierminister Benjamin Netanyahu vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen eine halbstündige Rede in englischer Sprache (deutsche Übersetzung hier) über das Nuklearprogramm des Iran, die Rede mit der Bombe und der Roten Linie: PM Netanyahu's Speech to the United Nations General Assembly in New York. Die Präsentation findet nicht aller Kritiker Wohlgefallen, eine Karikatur sei im Angesicht der für Israel bestehenden Bedrohung eine lausige Idee. Die Bombe mit der brennenden Zündschnur ist der reichlich fotografierte Knüller, schlägt ein wie 'ne Bombe. Zahlreiche Medien machen ihren Bericht mit einem Foto des Redners und der Bombe auf: Netanyahu's 'Lousy Idea' Makes Front Pages, titelt der konservative Weekly Standard und zeigt Beispiele aus den USA. Auch in Europa wird die Nachricht mit der Bombe verbreitet, in Abendblatt, Le Figaro, Financial Times Deutschland, Guardian, Krone, Kurier, NZZ usw. Die Botschaft wird weltweit optimal vermittelt. Mich hat die Zeichnung an Kurt Westergaards Mohammed erinnert, die rote Linie wäre unterhalb des Turbans zu ziehen.

Die Fotografen der Nachrichtenagenturen haben aber noch andere Positionen des Redners im Angebot, sie stammen aus der Redezeit vor der Bombe. Associated Press, Getty Images und ar-Reuters kommen auf mit Benjamin Netanyahu und einer Art linkshändigem Hitlergruß. Passend, ist er doch Linkshänder, was man sieht, als er die rote Linie in die Bombe zeichnet. Jason Howerton zeigt die drei Fotos und zahlreiche andere von der Rede in The Blaze [nicht mehr online].


Er weist darauf hin, wie schnell die Fotos im Internet verbreitet worden sind. Juden- und Israelhassern sind sie ein Geschenk: Netanyahu Bombs at UN – Literally. Netanyahu bombt in den Vereinten Nationen - wortwörtlich, untertitelt Veterans Today das AP Foto. Unter einem Foto des Republikanischen Präsidentschaftskandidaten steht dort, auf derselben Seite: A tool of the militant Israelis, international crime syndicates, and the NeoCons. Ein Werkzeug der militanten Israelis, internationaler Verbrechersyndikate und der Neocons.

We need to hang all of those people, the sooner the better. Wir müssen diese Leute allesamt aufhängen, je eher desto besser; das meint der Betreiber der Website Jim W. Dean. Für solche Internetauftritte sind diese Fotos gedacht.

Es gibt auch Blogger, die das Foto veröffentlichen, ohne überhaupt auf den Gedanken zu kommen, es hätte etwas mit dem Hitlergruß zu tun. Education News illustriert einen Artikel damit, der ein sachlicher Bericht über die Rede ist. Netanyahu: ‘Clear red line’ needed to stop Iran’s nuclear program [nicht mehr online]. Alle sich dort auf Israel und den Iran beziehenden Artikel sind positiv für Israel.

Googlet man Hitlergruß-Bilder, so erhält man 47 200 Ergebnisse, darunter Palästinenser, Sportler, Frauen und Bischöfe im Dritten Reich, Altnazis auf dem Friedhof, Hezbollahkämpfer, 'nen Schimpansen mit Hakenkreuzbinde, Junge Russen, Hamas-Aktivisten mit Pali-Tuch, vergoldete Gartenzwerge, Palästinensertruppen, Neo-Nazis, 'nen Skandal-Star im Dschungel-Camp, Schweizer Fußball-Fans usw. Alle diese, ob Mensch, Affe oder Skulptur, haben eines gemeinsam: sie grüßen mit dem rechten Arm, schauen dabei in Richtung des Arms, einige wenige schauen geradeaus, aber keiner schaut in die andere Richtung, so wie Benjamin Netanyahu bei seinem "Hitlergruß".

Doch, am 29.August 2016, Björn Höcke. Im STERN, am 24. August 2017, passend zu den "Hitler-Tagebüchern", Donald Trump, der ebenfalls nicht auf seinen Arm, sondern in die Ferne guckt, wobei nicht klar ist, ob es Original oder Fotomontage ist, sowie noch einige andere, mit denen man der AfD an den Karren fährt. Das Relotius-Blatt steht dabei nicht abseits.

Aus Hunderten von Fotos dieser Rede wählen AP, Getty Images und ar-Reuters diese "Hitlergruß"-Fotos aus und verbreiten sie, anstatt sie einfach wegzuwerfen. Es kann sich nur um böse Absicht handeln. Israel wird gezeigt, wie die Fotografen es sehen: nazi-ähnlich.

Wer das Video der Rede gesehen hat, grübelt, wo Benjamin Netanyahu wohl eine solche Geste gemacht haben könnte. Es gibt in der Rede genug Situationen, die es wert sind, festgehalten zu werden, so daß dieser "Hitlergruß" eigens verbreitet wird, um Benjamin Netanyahu und Israel zu schaden. Also schaue ich das Video noch einmal an, und da finde ich die Stelle, ab 6:26: Recently, I was deeply moved when I visited Technion, one of our technological institutes in Haifa, and I saw a man paralyzed from the waist down [6:41] climb up a flight of stairs, quite easily, with the aid of an Israeli invention. Neulich war ich sehr bewegt, als ich Technion besuchte, eines unserer technologischen Institute in Haifa, und da sah ich einen von der Hüfte abwärts gelähmten Mann, wie er eine Treppe hinaufging, ganz einfach, mit Hilfe einer israelischen Erfindung. Diesen Treppenaufstieg deutet Benjamin Netanyahu mit seinem linken Arm an [6:41], er schaut dabei in die andere Richtung, nämlich zum Auditorium.

Soweit die Nachrichtenagenturen, nun zum Figaro. Der meinen Lesern bekannte Israel-Korrespondent Adrien Jaulmes, ein notorischer Israelfeind, überbietet sich aus Anlaß des Auftritts in Rafinesse. Der doppeldeutige Titel seines Berichtes über die Rede lautet: La bombe de Nétanyahou à l'ONU rassure les Israéliens. Die Bombe des Netanyahu, in der UNO [diejenige, die er dort auf Pappe vorzeigt], beruhigt die Israelis. Es ist wie mit dem linkshändigen "Hitlergruß", man kann auch herauslesen: Die Bombe des Netanyahu, [der sich] in der UNO [befindet], beruhigt die Israelis. Treffer! Die Israelis besitzen selbst die Bombe!

Es geht los damit, daß der Name des Premierministers geändert wird. Der heißt auf seiner und auf der offiziellen Website der Botschaft in Paris Benjamin Netanyahu. Das wird zu Benyamin Nétanyahou mit Akzent und zusätzlichem "o". Wer nun meint, daß seien Kleinigkeiten, der hatte noch nie Probleme mit seinem Namen, dessen Identität hat nie in Frage gestanden, sein Name wurde noch nie verballhornt oder entwertet, alles Probleme, die jeder Jude der Welt hatte und bis heute hat. Auch die technische Kleinigkeit, daß bei Google mit dem nicht richtig eingegebenen Namen nicht das gefunden wird, was man sucht, interessiert französische Medien nicht. Versuchen Sie bitte auf Google.fr "Benyamin Nétanyahou", und Sie lachen laut auf, versprochen!

Franzosen verändern grundsätzlich Eigennamen, sie gemeinden sie ein. Ihr Besitzer und seine Identität verschwinden dahinter. Und so wird Ignaz Philipp Semmelweis zu Ignace Philippe Semmelweis, da kennen die Franzosen kein Pardon. Es ist das, was der Franzose Jean-Paul Satre mit seinem Spruch "Jude ist der, den die anderen dazu erklären" treffend ausdrückt. Philosophen keines anderen Landes kämen auf eine solche Idee, Juden eine eigene Identität abzusprechen, ganz gleich, ob sie Juden achten oder hassen. Ein Volk, das meint, Gemälde aus dem Louvre, von Meistern aus Italien und Spanien, wären französische Werke, die nicht in die Stadt von Coca Cola Atlanta ausgeliehen werden dürften, hat vor anderen und ihrer Identität keine Achtung.

Die Rede des Benjamin Netanyahu ist im Figaro zu einem Potpourri von 1:09 Minuten Dauer verkürzt: la ligne rouge. Es beginnt mit Werbung. Dann kommt der Redner zum Pult, es folgt die Stelle mit der roten Linie: The red line should be drawn right here. I believe that faced with a clear red line, Iran will back down. President Abbas just spoke here. I say to him and I say to you: We won't solve our conflict with libelous speeches at the UN. We won't solve our conflict with unilateral declarations of statehood. Obgleich das Palästinenserproblem in der gesamten Rede einen minimalen Platz einnimmt, widmet ihm der Figaro im Potpourri ein Drittel der Zeit, zusammengeschnitten, französisch gedolmetscht, fertig.

Noch bevor Adrien Jaulmes überhaupt eine Information gibt, weiß er im Anreißer, daß die Perspektive eines Überraschungsangriffs auf den Iran in den nächsten Monaten in die Ferne gerückt sei. Er bezieht sich auf Ron Ben-Yishai, einen "Experten für Verteidigungsfragen", der Tageszeitung Yedioth Ahronoth. Aus der Rede ist das nicht zu entnehmen. Es folgt ein Erstaunen des Korrepondenten, die Rede habe die Israelis "paradoxerweise erleichtert". Eine solche Äußerung läßt erahnen, was Adrien Jaulmes gehört haben muß. Jeder, der die Rede gehört und gelesen hat, empfindet Erleichterung, atmet auf. Gerade ein Publikum aus Staaten, in denen Politiker regieren, von denen man eines weiß, nämlich, daß sie zu nichts stehen, die Interessen ihrer Bürger verscherbeln für 12,8576 Milliarden Petrodollar = 10 Milliarden Euro, aus Katar. Ein solches Publikum ist froh, daß es woanders noch Regierende gibt, die ihr Volk ver- und nicht zertreten.

"Die Flitterwochen zwischen Katar und Frankreich dauern an"
La lune de miel entre le Qatar et la France continue. Par Georges Malbrunot, 

Anstatt nun über den Inhalt der Rede zu berichten, ergeht sich Adrien Jaulmes in Hohn und Spott. Die äußert er vermittelt, er erwähnt, daß Blogger "eine Blütenpracht von humoristischen Ableitungen" hervorgebracht hätten, Tex Avery oder Docteur Folamour [Doctor Strangelove, Stanley Kubrick, 1964], je nachdem. Unter "Docteur Folamour" - Nétanyahu findet man drei Treffer, im Journal de Palestine, der israelfeindlichen Organisation Palestine Solidarité: "Die Information ist eine Waffe im Dienst des Friedens. Ihre Verbreitung ist ein Akt des Widerstandes"; vom Journal de guerre de Marc Lemaire & Cathy Debroeser sowie vom Blog Eva6, der für gewöhnliche Sterbliche gesperrt ist. Alle drei Beiträge sind von Marc Lemaire, Monate vor der Rede geschrieben. Unter "Tex Avery" - Nétanyahu" gibt's gar nix. Anders wird's, wenn man unter "Doctor Strangelove" - Netanyahu sucht. Da gibt's ungefähr 4 290 Ergebnisse. Die müssen aber die Leser des Figaro nicht finden, darum die französische Version. Twitter users mock Netanyahu, schreibt Dylan Stableford auf dem Blog Peace and Freedom des John E. Carey. "Wie Sie erwartet haben mögen, machten sich einige Twitter-Nutzer über die Darstellung lustig." Er verlinkt zu der Twitter-Seite: "Bibi ist die Bombe".

Heute ist die Bezeichnung bei der französischen Elite und ihren Medien sehr beliebt zur Beleidigung des Donald Trump.  "Docteur Folamour" Trump. 7 270 Ergebnisse. Stand: 1. November 2019

netanyahu bomb Twitter [nicht mehr online]: "Du gibst vor, nicht zu wissen, wie eine Atombombe aussieht? Du bist Israeli! Schau im Keller nach." Die Bombendarstellung sei von Boris und Natasha geklaut ... "oder war's von Donald Duck?" "Irak [sic!] hat Zentrifugen 'in der Größe von Waschmaschinen' um eine Atombombe zu bauen." "Netanyahu hatte wahrscheinlich KEINE Ahnung, daß das internet ihn zurecht lächerlich machen würde für die Bombenzeichnung. Ich meine, das hier ist perfekt: http://bit.ly/VYvxPO". AP berichtet, daß Netanyahus Schaubild seiner UN-Rede die Schau stehle. Israelis seien geteilter Meinung über seine Rede, es stifte dort Verwirrung, meine die NY Times, Al-Jazeera bemerkt auch noch etwas, desgleichen ar-Reuters, jemand hat ein Video, auf dem Benjamin Netanyahu eine Bombe zeichnet, David Burge meint: The left is more offended by Netanyahu's clip art of a bomb than they are by Iran's actual bombs. Die Linke ist mehr beleidigt von Netanyahus Clip-Kunst einer Bombe, als sie von Irans aktuellen Bomben ist.

Die meisten Tweets sind mitnichten lustig, sondern sie setzen sich mit dem Thema auseinander, die Meinungen über die Bombendarstellung gehen dabei auseinander, auch die über Benjamin Netanyahu. Von 40 Tweets der ersten Seite, den Top Tweets, vom 27. September 2012, dem Tag der Rede, machen sich zehn darüber lustig, der Rest ist Kritik an oder Zustimmung zur der Rede, das Bombenschaubild eingeschlossen.

Adrien Jaulmes macht den Premierminister lächerlich und versteckt sich dabei hinter anderen.

Die Idee mit der Bombe ist genial. Alle Welt spricht davon, das Internet quillt über von Bibis Bombe mit und ohne rote Linie. Die Mitschrift wird weltweit gelesen, das Video ist 200 000 mal aufgerufen worden [414 894, Stand: 1. November 2019], das Schaubild ist eine Provokation, die zur Wahrnehmung der Tatsachen anregt. Selbst die Tweets, die sich lustig machen, stammen von Nutzern, die Stellung beziehen. Wird die israelische PR nicht immer gescholten? Zu defensiv, zu sachlich, zu bescheiden, zu arrogant, zu nüchtern, zu spät, zu übertrieben, zu offensiv, zu früh, zu anmaßend, zu dies, zu das, zu jenes? Jetzt ist sie gerade richtig!

Adrien Jaulmes verdreht dann noch die Äußerungen des Redners. Washington fahre fort, Diplomatie und Druck auf Teheran zu bevorzugen, Benjamin Netanyahu aber wiederhole, daß er entgegen einem internen israelischen Bericht, der ihre verheerende Wirkung auf die iranische Wirtschaft feststellt, an die Effizienz von internationalen Sanktionen nicht glaube. Es bleibe dann die militärische Option eines Angriffs auf den Iran.

Benjamin Netanyahu erklärt in der Rede, ab 19:35:

For over seven years, the international community has tried sanctions with Iran. Under the leadership of President Obama, the international community has passed some of the strongest sanctions to date. I want to thank the governments represented here that have joined in this effort. It's had an effect. Oil exports have been curbed and the Iranian economy has been hit hard. [19:56] It's had an effect on the economy, but we must face the truth. Sanctions have not stopped Iran's nuclear program either.

Seit mehr als sieben Jahren hat die internationale Gemeinschaft gegen den Iran Sanktionen versucht. Unter der Führung von Präsident Obama hat die internationale Gemeinschaft einige der bislang härtesten Sanktionen verhängt. Ich möchte den hier anwesenden Regierungen danken, die sich diesen Bemühungen angeschlossen haben. Das hatte Wirkung. Die Ölexporte fielen, und die iranische Wirtschaft wurde hart getroffen. ... [19:56] Es hatte eine Auswirkung auf die Wirtschaft, aber wir müssen uns mit der Wahrheit konfrontieren. Sanktionen haben Irans Nuklearprogramm nicht angehalten.

An anderer Stelle in der Rede gibt er dafür den Grund an: Der Islam liebt den Tod mehr als das Leben.

The first battle of the Muslims campaign [Conquest of Bagdad/Mesopotamia, 634 A.D.] became known as Dhat Al-Salasil (the battle of the Chains) because Persian soldiers were reputedly chained together so that they could not flee. Khalid [Ibn al-Walid] offered the inhabitants of Iraq an ultimatum: "Accept the faith and you are safe; otherwise pay tribute [Jizya]. If you refuse to do either, you have only yourself to blame. A people is already upon you, loving death as you love life".

Die erste Schlacht des Feldzugs der Muslime [zur Eroberung Bagdads im Euphratdelta, 634 A.D.] ist berühmt geworden als Dhat Al-Salasil (die Schlacht der Ketten), weil die persischen Soldaten angeblich aneinandergekettet waren, so daß sie nicht fliehen konnten. Khalid [Ibn al-Walid] stellte den Einwohnern des Irak ein Ultimatum: "Nehmt den Glauben an, und Ihr bleibt unversehrt; wenn nicht, so bezahlt Tribut [Djizya]. Wenn Ihr Euch weigert, das eine oder das andere zu tun, habt Ihr selbst die Schuld. "Ein Volk ist schon über Euch gekommen, das den Tod so liebt, wie Ihr das Leben."

Täglich beweisen westliche Medien, wie hoffnungslos verstrickt in Juden- und Israelhaß sie sind. Es ist ihnen selbstverständlich, daß sie nicht nach bestem Wissen und Gewissen über Sachverhalte berichten, sondern ihr Publikum mit ihrer Meinung versorgen, daß Juden und Israel die neuen Nazis sind. Man kann davon ausgehen, daß die westlichen Mitarbeiter der Nachrichtenagenturen und der Medien Kinder und Enkel von Nazis und/oder Nazi-Kollaborateuren sind. Ihr von diesen vermitteltes Ressentiment gegen die Juden führt sie dazu, die deutschen Nazis und ihre Helfer und damit ihre Verwandtschaft zu exkulpieren, in dem sie behaupten, daß Juden und Israel heuer ebenso wären. Die Mitarbeiter aus islamischen Staaten hingegen haben ihren Juden- und Israelhaß mit dem Islam eingesogen.