20. Mai 2011

Frankreichs Elite ist versifft bis ins Mark

Dominique Strauss-Kahn ist nur die Spitze des Eisbergs. Es verwundert nicht, daß außer Marine Le Pen kein Politiker und keine Politikerin im Angesicht der Anschuldigungen gegen die Ikone der Sozialisten auch nur einigermaßen sachlich geblieben ist, keiner und keine, weder links noch rechts vielleicht des schwarzen Zimmermädchens aus der Bronx gedenkt. Die ehemalige Ministerin Christine Boutin, eine Frau [sic] von der christlichen [sic] Rechten, spricht sogar als erste von einer Verschwörung.

Am Sonntag, den 15. Mai, die Spuren im Hotelzimmer sind noch nicht trocken, äußert sie ihr Entsetzen: "Ich bin am Boden zerstört! Ich denke, daß Dominique Strauss-Kahn Opfer einer [ihm gestellten] Falle geworden ist. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein intelligenter Mensch, dessen sämtliche Schwächen man kennt, das getan hat. Seine Neigungen berücksichtigend, ist das unglücklicherweise nicht das erste Mal. Und ich bin überzeugt, an seine Position denkend, daß das alles unterdrückt worden ist. Warum dieses Mal nicht? Das ist eine Bombe, ein Tsunami für die Innenpolitik Frankreichs und für unsere internationale Politik, das ist enormissime!"

Drei Tage später spricht sie vom politischen Selbstmord des DSK. Für "Christine Boutin" "Dominique Strauss-Kahn" viol bietet Google.fr 33 900 Ergebnisse. Von Le Point über Le Monde bis zum kleinsten Blogger beehrt sie die Franzosen mit ihrer anti-amerikanischen Sicht.

Politiker und Journalisten Frankreichs beziehen eine nur graduell unterschiedene negative Position gegenüber den USA, sie sind anti-amerikanisch, sie hassen und beneiden, beneiden und hassen die USA; sie halten sich und ihre Werte für moralisch überlegen. In deutschen MSM finden sie Gleichgesinnte, die sich um DSK Sorgen machen. Deutsche beneiden die USA seit deren Gründung. Der Böse ist immer der Ami, schreibt Judith Hart im Cicero.

"Im Zweifel gegen den Angeklagten?" Das ist der Titel der Sendung von Maybritt Illner. Schon allein die Formulierung des Themas, im ZDF, zeigt die Geistes- und Seelenverwandschaft deutscher Medien mit denen Frankreichs. Die amerikanische Fernsehmoderatorin Heather DeLisle, eine Anhängerin der Republikanischen Partei, wird sich im falschen Film vorkommen; denn in der Runde ist nur noch Maren Kroymann, die sich auf die Seite des Opfers stellt, leider aber wenig Ahnung hat und nicht auf die eigentliche Frage antworten kann: Wie kommt es, daß ein Wiederholungstäter wie DSK, dessen Vergewaltigungsversuche Legende sind, mehr Aufmerksamkeit bekommt als eine kleine Schwarze aus der Bronx?

Ist das die Vorstellung der Politiker und Medien von Gleichheit und Gerechtigkeit? Dafür setzen sich Sozialdemokraten und Sozialisten heute ein?

Eines der zahlreichen Beispiele des Amerikahasses Frankreichs kann man nachlesen im Artikel "Le Louvre oder: Frankreichs Elite versinkt in Neid, Haß und Realitätsverlust" [nicht mehr online], wobei der Realitätsverlust am gefährlichsten für Frankreich und die Welt ist.

Den aktuellen Amerikahaß drückt Cécile Calla bei Maybritt Illner aus, eine französische Autorin und Journalistin, die im Interview berichtet, die Affäre DSK sei für manche in Frankreich ein 11. September. Das Team von Maybritt Illner veröffentlicht diese Aussage auf YouTube [nicht mehr online]. Cécile Calla ist jahrelang Berliner Korrespondentin der dem Parti Socialiste ergebenen Zeitung Le Monde, aber es sind nicht nur linke Medien und ihr Personal, die sich positionieren.

Der Figaro titelt in einem seiner Rechtfertigungsartikel, "Ophelia", so der Phantasiename des Zimmermädchens, sei im Zentrum der Affäre - also nicht etwa der vermutliche Täter, sondern das Opfer macht die Tat zur Affäre.

Wie moralisch verkommen muß eine Frau sein, die Ermordung von 3000 Menschen durch islamische Terroristen der Anschuldigung des DSK und seiner Präsentation im "perp walk" gleichzusetzen? Selbstverständlich wird der Frau, die das wahrscheinliche Opfer ist, kaum ein Gedanke gewidmet. Wichtig ist das Intimleben der Männer. Der Schutz derer Privatsphäre dient dazu, daß sie ihren Neigungen ungestört nachgehen können. Das ist dem Gesetz gedankt, das nach einer Frau benannt wird, nach Élisabeth Guigou, der ehemaligen sozialistischen Justizministerin unter Premierminister Lionel Jospin, seinerseits ein enger Freund und Trauzeuge des DSK. Der Täterschutz geht in Frankreich immer vor, was bis in die Provinzzeitungen zur Folge hat, daß Namen der Opfer, tot oder lebendig, jederzeit genannt werden, die Beschuldigten aber praktisch nicht vorkommen. Das gilt nicht nur für Verbrechen von Muslimen, um etwa aufkommende Islamkritik zu vermeiden, sondern für alle.

Élisabeth Guigou ist auch sonst nicht untätig, sie tritt auf gegen die Besatzung und die Kolonisierung der Palästinenser durch Israel, sie unterstützt den in Frankreich illegalen Boykott von Produkten aus Israel und ersucht den Justizminister Michel Mercier, die juristische Verfolgung der Boykotteure zu beenden, also Recht zu beugen: "Der Boykott ist ein politischer Akt," meint sie sehr zur Begeisterung aller linken und islamischen Palästinenserfreunde und Israelfeinde. Auf der Site Mediapart des ehemaligen Trotzkisten und Le Monde Chefredakteurs Edwy Plenel setzt sie sich ein für Stéphane Hessel, dem Edwy Plenel auf GEZ-Kosten eine ganze Sendung in ArteTV widmet. Die Fernsehzuschauer bezahlen für ihre eigene Indoktrination.

Élisabeth Guigou häufelt sich nun in der Zeitschrift Le Point auf und ist entsetzt über den in Handschellen vorgeführten DSK.

Mit ihr ereifert sich der sozialistische Abgeordnete der Nationalversammlung für Nord Pas-de-Calais Jacques Lang, von 1981 bis 2002 mehrfach Kulturminister, Zögling des François Mitterrand. Jacques Lang ist ein beliebter Gast im Centre Zahra der iranischen Mollahs und dem Hauptquartier des Parti anti-sioniste des Dieudonné M'bala M'bala. Das Centre Zahra arbeitet im Wahlkreis des Jacques Lang. Auch Jean-Marie Le Pen verkehrt dort, und zwar zur selben Zeit wie Jacques Lang, was es wahrscheinlich macht, daß sie sich dort übern Weg laufen. Es ist ausführlich nachzulesen im Artikel "Der Iran gründet in Frankreich eine antizionistische Partei" [nicht mehr online]. Jacques Lang gibt einer Mitarbeiterin des Centre ein Interview, in dem er den Iran und seine Kultur über alle Maßen lobt und betont, er müsse in Friedensverhandlungen im Nahen Osten einbezogen werden.

Und noch einer der Kaviar-Linken ist dabei, Bernard-Henri Lévy: "In Frankreich hat dieses laufend wiederholt gezeigte Foto erschüttert. Der ehemalige Kulturminister Jacques Lang hat von 'Lynchjustiz' gesprochen. Die ehemalige Justizministerin Élisabeth Guigou hat die Bilder 'widerwärtig' gefunden. Der Philosoph Bernard-Henri Lévy hat gemeint, daß nichts rechtfertige, daß ein Mensch 'den Hunden vorgeworfen' werde. Das spezifiziert er nicht weiter. Bernard-Henri Lévy habe ich meinen Lesern mehrfach vorgestellt.

Auf der Site des CRIF kann man nachlesen, daß und warum Bernard-Henri Lévy gemeinsam mit Alain Finkielkraut und Daniel Cohn-Bendit den Aufruf europäischer Juden Call to Reason, Appel à la raison, von JCallin neun Sprachen, ohne hebräisch [!], nicht nur unterzeichnet, sondern sogar die Schirmherrschaft übernimmt über JCall, einen Verbündeten der gegen Israel arbeitenden amerikanischen JStreet. Worum es bei dem "Appell an die Vernunft" geht, kann man bei JStreetJive, auf der Website von Raison Garder (englisch, französisch, deutsch und hebräisch) nachlesen. Let the Defiance Begin. European Jewish Congress Confronts JCall. [nicht mehr online]

Bernard-Henri Lévy unterstützt auch den der Pädophilie huldigenden Kulturminister Frédéric Mitterrand. Von einer Satire auf Immanuel Kant läßt er sich hereinlegen und er, der Philosoph! merkt bei seinen Elogen nicht einmal, daß unser Königsberger Klops nicht "Emmanuel", sondern "Immanuel" heißt. Er ist ein echter Pariser Bobo, ein Schicki-Micki, der leichten Schrittes dem Zeitgeist folgt, bis es wieder soweit ist, daß dieser ruhig festen Trittes den Juden folgt.

Das sind diejenigen, und sie sind nur einige, der Politiker, Intellektuellen, Künstler und Journalisten, die sich heute in Frankreich für DSK stark machen, die keinen Augenblick an "das kleine unbedeutende Zimmermädchen" denken, oder wenn, die Frau mit Dreck bewerfen, ihr alles unterstellen, von Einvernehmen bis Geldgier.

Zu den Verstrickungen des DSK kann man kurz vor der Affäre, am 5. Mai 2011, in Le Point Auszüge aus dem DSK-Buch von Michel Taubman lesen: Roman vrai de Dominique Strauss-Kahn. Darin soll übrigens der Vergewaltigungsversuch an Tristane Banon, aus dem Jahr 2002, mit Abfälligkeit behandelt worden sein. Ich kenne das Buch nicht, werde es auch nicht erwerben. Im Vidéo jedenfalls sagt Thierry Ardisson ziemlich am Ende, nach den Schilderungen von Tristane Banon, daß auf die Sendung hin ungefragt 14 ihm bekannter Damen angerufen hätten, um ihm mitzuteilen, bei ihnen hätte DSK das auch versucht.

Sie passen alle zusammen, die heute nichts anderes im Sinn haben, als sich für DSK einzusetzen. Frankreichs Elite ist versifft bis ins Mark.